Wednesday, May 03, 2006

Eindrücke aus dem Reich der Mitte

Wie ungewohnt es ist, wieder deutsch oder englisch zu sprechen, wieder so viele Westler zu sehen, wieder Pasta zu essen, wieder auf dem Klo zu sitzen. China steckt einem immer noch im Blut obwohl man tausende von Kilometern entfernt ist. Die Wunder der modernen Technik: eben noch in Peking - jetzt schon wieder in Europa, München, London. Ich sehe wieder vertraute Gesichtszüge, höre wieder vertraute Sprachen und kann die Speisekarte wieder lesen. Und irgendwie wünschte ich, es wäre nicht so.
Alles was jetzt bleibt sind all die Erinnerungen, Fluten von Eindrücken, die endlosen Fotos und ein Rest von Pekings Staub an meinen Schuhen. Ich möchte ihn nicht abwaschen. Ich möchte den Lärm und den Trubel der Stadt nicht vergessen, nicht missen. Trotzdem weiss ich, dass nicht das Verwaschen der unzähligen Eindrücke verhindern kann.
Die Autos mit ihren verrückten Fahrern, die Scharen von Radfahrern, viele noch verrückter als die Autofahrer. Die unzähligen Lokale, Buden und Stände von denen ebensoviele Gerüche ausgehen. Die Menschen, wie reden, diskutieren, feilschen, Waren anpreisen oder im Park tanzen, Kaligraphie oder Taiji üben. Die Mädchen mit ihren elegant geschwungenen, treu-braunen Augen und seidiger Haut und nachtschwarzem Haar. Die Freundlichkeit und Neugier, die man einem einfachen Fremden entgegenbringt. Die Sprache so irrwitzig, anders, schwierig, melodisch und faszinierend zugleich. Alles davon so sehr, dass man nicht umhin kann, sie lernen zu wollen. Allein schon damit man im Restaurant weiss, was man gerade bestellt hat. So viel mehr, das jetzt schon zu verblassen beginnt. Die Flut nimmt kein Ende.
Wenn ich etwas in China verloren habe, dann ist es mein Herz. Fast in jeder Hinsicht.
Wie kann ich eine Strasse lebhaft nennen, wenn sie nicht mindestens den gleichen Lärm verursacht wie eine Marktstrasse in Nanjing? Nie wieder ist Essen scharf wenn es nicht dieselbe Wirkung hat, wie die Gerichte aus der Sichuan Provinz. Nie wieder kann ich eine Stadt gross nennen wenn es weniger als eine Stunde von einer Seite zur anderen dauert. Und nie wieder werde ich etwas völlig durchgeknallt nennen wenn es nicht den 12-wasweissich Kanal Dolby Surround Springbrunnen von Nanjing in den Schatten stellt.
Wie könnte ich China vergessen! Ich werde wiederkommen. Ich muss einfach.

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